Techniken Osteopathie – Der Osteopath sollte in der Lage sein, sehr exakt Gelenke (inkl. Schädelnähte), Muskeln, Bänder, Faszien, Organe, Nerven, Gefäße, Körperflüssigkeiten und Energien zu berühren und ihre Wechselbeziehungen mit anderen Geweben zu diagnostizieren und zu behandeln.
Osteopathie ist dadurch gekennzeichnet, dass der Behandler fähig ist, eigene Techniken zu entwickeln, die bestmöglich an das Alter und die Eigenart des Patienten angepasst sind. Dennoch gibt es unterschiedliche Ansätze von Techniken. Einige von diesen werden im Folgenden dargestellt.
Die allgemeine osteopathische Behandlung wird bei einer Vielzahl von Beschwerdebildern angewendet, wie zum Beispiel Störungen des Bewegungsapparates (Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, etc.), Verdauungsstörungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen u.s.w. Ziel ist es unter anderem, die Blutversorgung und – abfluss, Lymphdrainage, Propriozeption der Gelenke und Gelenkbeweglichkeit, Schmerzempfindung und Entspannung zu verbessern.
Die AOB wird zur Befundung – wie auch Behandlung genutzt und wurde vom Osteopathen John Martin Littlejohn bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und John Wernham weiter verfeinert. Beeindruckt und inspiriert hat mich, wie John Wernham diesen Ansatz bei allen Arten von Symptomen, wie Fiebererkrankungen, Allergien und Burn out angewendet hat.
Sämtliche Gelenke des Körpers werden in einem auf den Patienten abgestimmten Rhythmus rhythmisch bewegt. Während dieser sanften gleichmäßigen Mobilisierungen palpiert die Osteopathin ständig die Qualität und Quantität der Bewegung sowie die Reaktion lokaler und benachbarter Gewebe. Dabei wird die Anwendung an den jeweiligen Patienten und Region individuell angepasst.
Dies wird beispielsweise erreicht, in dem die Bewegungsamplituden langsam vergrößert oder verkleinert, beschleunigt oder verlangsamt werden, indem an bestimmten Regionen Vibrationen ausgeführt oder an dysfunktionalen Regionen fast bewegungslos Spannungen gefolgt werden. In der Befundung und Behandlung Reflexzonen der Haut, der Muskeln, Knochen, Organe, Faszien berücksichtigt.
Durch die Routine in der Behandlung, kann der Patient besonders gut entspannen und loslassen.
Faszientechniken werden bei Einschränkungen der Faszienbeweglichkeit mit Beeinträchtigungen von gelenkigen, nervalen, vaskulären, lymphatischen Geweben angewendet.
Faszien können bei akuten oder chronischen Belastungen, die von innen oder auch von außen herrühren, betroffen sein. Dazu zählen zum Beispiel Narben und andere Verwachsungen, Entzündungsprozesse, Unfälle, Haltungsstörungen und Stress.
Die Untersuchung der Faszien kann passiv erfolgen in dem die Spannung mittels passivem Auflegen der Hände gespürt wird sowie mittels Mobilitätstests, in dem die Verschieblichkeit von Faszien mittels aktiver Testung/Dehnung untersucht wird. Die Behandlung kann durch eine Vielzahl von Möglichkeiten erfolgen. Ein Ansatz wäre das indirekte Folgen der Faszienspannung an der Barriere bis zur deren Lösung. Es kann auch ein direktes feinjustiertes Dehnen von Fehlspannungen durchgeführt werden.
In der Tat gibt es eine ungeheuer große Anzahl verschiedenster faszialer Behandlungsmethoden, einige unter ihnen sind dabei auch sehr schmerzhaft.
Ein Recoil wird zur Lösung von Gewebeblockaden eingesetzt.
Diese sind sehr sanft und werden schnell, mit wenig Kraft und Amplitude ausgeführt. Sie können auch bei hypermobilen Geweben eingesetzt werden.
Eine erfolgreiche Lösung kann auch Zunächst wird eine Blockade lokalisiert und eine Feinjustierung in Richtung Vorspannung in allen drei räumlichen Ebenen seitens der Osteopathin vorgenommen. Es kann dabei auch die Atmung des Patienten mit genutzt werden. Dabei wird wahrgenommen, ob sich die Vorspannung in Ein- oder in Ausatmung verstärkt.
Anschließend wird ein sehr kurzer, aber sehr schneller Impuls gegen den Widerstand des Gewebes durchgeführt. Unmittelbar nach Ausführen des Impulses werden die Hände sofort entfernt. Dadurch entsteht eine starke Vibration. Durch die durch den Recoil induzierte Welle kann eine Neurorganisation des Gewebes entstehen. Außerdem kann sich das auch auf weitere Läsionenverkettungen und sekundäre Störungen auswirken.
Weichgewebetechniken werden zur Befundung und Therapie eingesetzt, zum Beispiel zur Behandlung von zu hoher oder zu geringer Muskelspannung, mangelnder Durchblutung von Muskeln und Faszien und Organen sowie bei Nährstoff- oder Sauerstoffmangel im Gewebe. Sie können den Abbau von Abfallprodukten und die Abwehr von Krankheitserregern stimulieren sowie eine wohltuende Entspannung hervorrufen.
Dabei werden Muskeln und Faszien gedehnt und geknetet oder lokale Verspannungen durch gezielten, kräftigen und tiefen Druck gelöst.
Die Impulstechnik wird bei blockierten Gelenken und Muskeln durchgeführt mit festen und klar lokalisierten Gelenksbarrieren. Bei eher schwammigen und nicht klar umrissenen Gewebewiderständen wird stattdessen oft eine indirekte Technik angewendet.
Dieser Teil der osteopathischen Technik ist auch häufig als chiropraktische Manipulation bekannt. Bei einer Impulstechnik wird eine Mobilisation mit Impuls durchgeführt. Diese sollten stets schmerzfrei sein. Die Osteopathin befundet die Barriere in der Bewegung eines Gelenks, welchen Umfang sie hat und wie sie sich
anfühlt. Die Technik besteht in einem gezielten, schnellen und kurzen Impuls, in dem das Gelenk mit einem kurzen Ruck in Richtung der Barriere bewegt wird. Ist die Technik erfolgreich, läßt sich das Gelenk wieder bewegen und die Schmerzen gehen zurück.
Durch die Muskel-Energie-Technik wird eine eingeschränkte Beweglichkeit von Gelenken versucht aufzulösen.
Die MET wird bei blockierten Gelenken, verhärteten und verkürzten Muskeln oder Faszien sowie lokalen Durchblutungsstörungen angewendet. Dieser Ansatz wurde von Fred Mitchel Mitte des 20: Jahrhunderts entwickelt.
Der Patient ist hier aufgefordert aktiv mitzuarbeiten. Meist wird mittels Druck und Gegendruck eine isometrische Kraftanwendung durchgeführt.
Es wird die eingeschränkte Bewegungsrichtung eines Gelenkes, z.B. des Schultergelenks befundet. Nach gezielter Einstellung in Richtung der Gewebebarriere – eine feine Justierung ist hier wesentlich für den Erfolg – drückt die Patientin für einige Sekunden lang mit Hilfe der Schultertmuskeln gegen den Widerstand des Osteopathen, der dagegen hält und keine Bewegung zuläßt. Anschließend entspannt die Patientin die Schulter – das ist sehr wesentlich – und der Osteopath sucht die neue Bewegungsgrenze des Schultergelenks auf.
Inhibitionstechniken werden vor allem im Muskelsystem angewendet.
Durch sanftes Drücken im Muskel werden reflektorisch die dysfunktionelle Muskelanspannung normalisiert.
Aber auch andere Ansätze bedienen sich dieses Prinzips. So ist bei Muskel-Energie-Technik das „postisometrische Relaxations-Phänomen“ bekannt, das der neurologischen Inhibition der Inhibition der motorischen Aktivität zugeschrieben wird.
So kann Schmerzlinderung erzeugt werden, wenn Afferenzen aus den Mechanorzeptoren, nozizeptive Afferenzen im Hinterhorn des Rückenmarks hemmen
Fluide Techniken werden zur Verbesserung der Durchblutung in den Geweben eingesetzt oder zur Lösung von Geweberestriktionen.
Das befruchtete Ei besteht zu etwa 95% aus Flüssigkeit. Aber auch im ausgewachsenen Menschen durchströmen nicht nur flüssigkeitsgefüllte Gefäße den Körper, sondern jedes Gewebe besteht zu gewissen Anteilen aus Flüssigkeiten.
Osteopathen richten ihre Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung der Rhythmen der unterschiedlichen Körperflüssigkeiten, synchronisieren ihre Hände mit ihnen und/oder stimulierem den Fluss unterschiedlicher Körperflüssigkeiten und/oder richten die Flüssigkeiten in bestimmte Gewebe.
Beispielsweise palpieren Osteopathen die Verschieblichkeit von Arterien und befunden und behandeln Einschränkungen in der Gleitfähigkeit von Arterien. Im Blutkreislauf sind Überlagerungen von Strömungen und Rhythmen, die auch Kennzeichen von Gewässern sind, erkennbar. Ebenso gibt es osteopathische lymphatische Drainagetechniken zur Verbesserung des Lymphflusses.
Diese nicht-invasiven Techniken können auch an Gelenken Anwendung finden.
Diese Technik wird bei Bewegungseinschränkungen aller Gelenke im Körper, auch des Schädels eingesetzt. Diese Techniken wurden von dem Osteopathen William Garner Sutherland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ins Leben publiziert und von Torsten Liem weiterentwickelt.
Die Osteopathin erspürt die Bandspannungen in Gelenken oder Organen. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, Das Gelenk oder Organ wird in eine Position einer ausgeglichenen Spannung aller Bänderanteile begleitet oder geführt. In dieser dynamischen Positionierung kann eine Eigenkorrektur stattfinden. Unterstützen kann der Patient die Ausführung durch verstärkte Aus- oder Einatmung oder Atemanhalten, oder durch gezielte Anspannung von Muskeln. Auf ähnliche Weise können auch andere fasziale Strukturen behandelt werden.
Ein Beispiel: Ist das Ellenbogengelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, wird die Beweglichkeit des Gelenks in Streckung und Beugung, Drehbewegung und seitliche Verschiebung untersucht. Dann bewegt die Osteopathin den Ellenbogen in die Richtung der größeren Beweglichkeit, bis sich die Gelenkspannung in allen Bewegungskomponenten im Gleichgewicht befindet. In dieser Position wird das Ellenbogengelenk so lange gehalten, bis eine Entspannung wahrnehmbar wird. Es können auch die Bewegungskomponenten einzeln eingestellt und behandelt werden, aber die Behandlung wirkt am besten, wenn alle Bewegungskomponenten eines Gelenks so eingestellt werden, daß ein Point of balance entsteht.
Für Osteopathen stellt der Organismus und der Mensch insgesamt eine Einheit dar…
Der Osteopath sollte in der Lage sein, sehr exakt Gelenke (inkl. Schädelnähte), Muskeln, Bänder, Faszien, Organe, Nerven, Gefäße…
Krankheitssymptome sind aus Sicht der Osteopathie immer mit Veränderungen der Gewebespannung oder -beweglichkeit verbunden….
„Gesundheit zu finden ist Aufgabe des Arztes. Krankheit kann jeder finden.“
Andrew Taylor Still
In unregelmäßigen Abständen versende ich einen Newsletter mit aktuellen Themen aus meinem Gesundheitsblog. Ganzheitlichen Gesundheit mit Fachwissen und praxisnahen Erkenntnissen zu MIND, BODY und LIFESTYLE.
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